Wednesday, July 25, 2007

Embryo in Chip-Kultur

Japanische Forscher haben eine Mini-"Gebärmutter" auf einem Chip hergestellt. Durch diese Konstruktion überlebten mehr Mäuseembryonen nach einer künstliche Befruchtung als bei der herkömmlichen Methode, berichtet das Magazin "New Scientist" in seiner Ausgabe vom nächsten Samstag. Die winzige Kammer hat einen Durchmessern von zwei Millimetern und ist mit einer Nährlösung gefüllt. Die Gruppe um Teruo Fujii von der Universität von Tokio hat eine Erlaubnis, die Technik auch mit menschlichen Embryonen zu testen. Entsprechende Versuche sollen noch in diesem Jahr beginnen.

Nach Tierversuchen mit dem Minilabor sind die Forscher optimistisch. Von 50 befruchteten Eizellen entwickelten sich 30 in der neuen Umgebung zu frühen Embryonen, heißt es im "New Scientist". Mit dem bisherigen Verfahren seien es nur 26 von 50 gewesen. In einem zweiten Experiment implantierten die Forscher die Embryonen in Mäuseweibchen. Das Resultat: 44 Prozent des Nachwuchses aus der künstlichen Gebärmutter wurden zu gesunden Föten, verglichen mit 40 Prozent bei der herkömmlichen Befruchtung im Reagenzglas.

Chip sorgt für Embryo-Routine
Eine Erklärung ist ebenfalls im "New Scientist" zu lesen. Demnach schafft der Chip mit seinen geregelten Zu- und Abflüssen den Embryonen eine gleich bleibend günstige Umgebung. Im herkömmlichen Verfahren werde das Nährmedium eher stoßweise getauscht, was Änderungen der Temperatur oder des Säuregehalts verursache. Diese Bedingungen lassen sich in dem winzigen Reaktionsraum genau regeln.

Willkommen im Mini-Labor
Die so genannten Lab-on-a-Chip-Systeme verkleinern chemische oder biologische Laboratorien so weit, dass sie mit Bruchteilen eines Milliliters auskommen. Die Flüssigkeiten strömen durch feine Kanäle und lassen sich dabei gut untersuchen und kontrollieren. Chemie- und Biotechnik-Firmen nutzen solche Chips routinemäßig

Wednesday, July 11, 2007

Fetozid als Folge des Embryonenschutzgesetzes

Im Jahre 2004 sind in Deutschland 222 in vitro erzeugte Embryonen später im Mutterleib getötet worden. Das hat die Auswertung von Daten aus dem deutschen IvF-Register ergeben.

Das Ergebnis sei eine unbeabsichtigte Folge des in Deutschland derzeit geltenden Embryonenschutzgesetzes (ESG), kritisierten Reproduktionsmediziner bei der Tagung der Europäischen Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin in Lyon.

Denn nach dem Gesetz müssen alle im Reagenzglas gezeugten Embryonen in die Gebärmutter übertragen werden. Das sind häufig drei Embryonen, sagte Professor Ricardo Felberbaum vom Klinikum Kempten zur "Ärzte Zeitung".

Aufgrund des bei Mehrlingsschwangerschaften erhöhten Risikos für Komplikationen wie Frühgeburten wird vor allem bei Drillingen gelegentlich ein Fetus getötet, um die Überlebenschancen für die anderen Kinder zu erhöhen. Das geschieht meist um die zwölfte Schwangerschaftswoche. Zu diesem Zeitpunkt seien die Feten bereits schmerzempfindlich, so Felberbaum.

Wie viele in vitro gezeugte Kinder tatsächlich im Mutterleib getötet werden, wurde nach Angaben von Felberbaum erstmals in Frankreich untersucht. Hier wurden 2003 etwa 160 IvF-Feten in utero getötet. Daraufhin wurden auch für Deutschland Daten erhoben, und zwar für 2004: Es gab 222 Fetozide bei IvF-Kindern. Das ist nach Angaben von Felberbaum nicht akzeptabel. Er plädiert für eine umfassende Änderung des ESG, um solche Auswüchse zu verhindern.

Friday, July 06, 2007

Präimplantationsdiagnostik verschlechert die Schwangerschaftsraten

Die Entnahme einzelner Zellen aus einem frühen Embryo zur Präimplantationsdiagnostik ist offenbar nicht so ungefährlich für den Embryo, wie dies bisher von Reproduktionsmedizinern angenommen wurde. Eine randomisierte kontrollierte Studie im New England Journal of Medicine (2007; 357: 9-17) belegt eine deutlich verminderte Geburtenrate nach In-vitro-Fertilisation (IVF) und stellt damit eine in den letzten Jahren stark ausgeweitete Variante der Präimplantationsdiagnostik, das Präimplantationsscreening, infrage.

Bei der Präimplantationsdiagnostik suchen die Ärzte gezielt nach genetischen Fehlern, die zu Fehlbildungen oder erblichen Stoffwechselstörungen des Kindes führen würden. Diese Indikationen sind relativ selten. Wesentlich häufiger sind die Anlässe für ein Präimplantationsscreening. Es soll generell die Überlebenschancen des Embryos abschätzen. Diese sind deutlich vermindert, wenn eine Aneuploidie vorliegt. Nur wenige Trisomien oder das Turner-Syndrom sind nämlich lebensfähig.

Die anderen bei der IVF (und wohl auch in der Natur) keineswegs seltenen Chromosomenaberrationen zeigen dagegen einen bevorstehenden Abort an. Diese Embryonen gar nicht erst zu transferieren, sollte nicht nur Trisomien vermeiden, sondern die Erfolgsrate der IVF (oder der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion) insgesamt erhöhen, argumentieren die Reproduktionsmediziner, wenn sie die zwischen 3.000 und 5.000 US-Dollar teure Methode anbieten oder sogar von informierten Frauen mit Kinderwunsch dazu gedrängt werden.

Doch die von Sebastiaan Mastenbroek von der Universität Amsterdam und Mitarbeitern durchgeführte Studie konnte die erhofften Vorteile nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil: Von den 206 Frauen, bei denen gezielt aneuploidiefreie Embryonen transferiert wurden, brachten 49 (24 Prozent) wenigstens ein lebendiges Kind zur Welt. In der Vergleichsgruppe von 106 Frauen, bei denen auf ein Präimplantationsscreening verzichtet worden war, waren es dagegen 71 (35 Prozent). Der absolute Unterschied von 11 Prozent bedeutet, dass auf 9 Frauen mit Präimplantationsscreening eine Schwangerschaft weniger zu dem erhofften Ergebnis führt (Number Needed to Treat 9).

Es sei deshalb besser, ganz auf diese Diagnostik zu verzichten, meint der Editorialist John Collins (NEJM 2007; 357: 61-63), wohingegen in der Pressemitteilung der European Society for Human Reproduction and Embryology (ESHRE) noch über die möglichen Ursachen spekuliert wird. Ist die geringere Erfolgsrate wirklich die Folge einer Embryoschädigung durch die Präimplantationsdiagnostik? Oder könnte die Technik, die derzeit nicht alle Chromosomenaberration erfasst, noch nicht ausgereift sein? Oder sollte es bei vielen Embryonen einen Mosaizismus geben?

Was immer die Ursache sein mag, für viele Reproduktionsmediziner bedeuten die Ergebnisse, so sie denn beachtet werden, einen gewissen Verlust auf der Einnahmenseite. Nach Zahlen eines Konsortiums der ESHRE zum Präimplantationsscreening wurden im europäischen IVG-Register im Jahr 2003 mehr als 1.700 IVF-Zyklen nach Präimplantationsscreening durchgeführt. Die wirkliche Zahl könnte höher sein, da nur 50 Zentren ihre Zahlen meldeten. Nach einer jüngsten Umfrage in den USA, an der sich aber nur 45 Prozent der Zentren beteiligten, soll das Präimplantationsscreening dort im Jahr 2005 insgesamt 2.197 Mal durchgeführt worden sein.

Die Indikation dürfte nicht in allen Fällen das Alter der Frau gewesen sein. Das Präimplantationsscreening wird auch jüngeren Frauen nach mehrmaligen Fehlgeburten oder anderen Misserfolgen der IVF (oder ICSI) angeboten. Doch auch hier ist der Sinn der Diagnose durch die jetzigen Ergebnisse infrage gestellt, zumal – einmal mehr – eine Technik eingeführt wurde, ohne sie vorher in Studien ausreichend zu testen.