Wednesday, December 27, 2006

Künstliche Befruchtung in Spanien

Wunschbabys aus Madrid: "Mit einem konsequenten Kurs in Richtung modernster Reproduktionsmedizin hat sich Spanien einen Ruf als Land der Baby-Möglichkeiten erarbeitet. Ein neuer Gesetzesentwurf zur Biomedizin eröffnet weitere Geschäftsfelder. Ab 2007 wird in Spanien auch das therapeutische Klonen von Mutterstammzellen möglich sein. Die sozialistische Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero will mit diesem Gesetz erreichen, dass Spanien, das sonst in wenigen Bereichen weltweit führend ist, künftig mit seinem Wissen international punkten kann. Zu diesem Zweck wurde in diesem Jahr auch der Biomedizin-Park Parque de Investigación Biomédica in Barcelona mit einer Investition von 110 Mill. Euro eröffnet.

In Barcelona befindet sich bereits heute eine der renommiertesten spanischen Kliniken für künstliche Befruchtung – das Institut Marquès. Es residiert in einem historischen Gebäude, aber auch hier regiert absoluter Zukunftsglaube. Vor rund elf Monaten wurde ein 13 Jahre eingefrorener Spenderembryo erfolgreich in die Gebärmutter einer 41-jährigen Spanierin eingepflanzt. Das Kind kam vor wenigen Wochen zur Welt.

Nicht erst dieser für viele Kirchenvertreter im Lande zweifelhafte Rekord hat Spanien zu einem der fortschrittlichsten Länder in Sachen Reproduktionsmedizin gemacht.

In Spanien dürfen inzwischen Embryonen eingefroren und Eizellen gespendet werden. Auch alleinstehende Frauen können sich künstlich befruchten lassen, bis zu sieben Eizellen dürfen für die Entwicklung eines Embryo verwendet, drei Embryos können in die Gebärmutter eingepflanzt werden.

Seit vergangenem Jahr wird auch die Adoption von Embryonen in spanischen Kliniken praktiziert. 200 Paare haben sich bisher dafür interessiert, die Hälfte davon sind Ausländer, vor allem Deutsche und Briten. Mehr als dreißig Frauen sind in Spanien inzwischen auf diese Weise erfolgreich schwanger geworden. Allerdings ist dieser Weg zum Kinderwunsch nicht billig: Der Transfer gespendeter Embryonen in die Gebärmutter kostet beim Institut Marquès unabhängig vom Erfolg 10 000 Euro.

Ein moralisches Limit für den Kinderwunsch setzen die Spanier nur beim Alter. Frauen über 50 Jahre werden in den meisten Kliniken nicht mehr behandelt. Der Großteil der Patientinnen ist um die 40 Jahre alt, immer mehr kommen aus dem Ausland. Die meisten lassen sich zwei Embryos einpflanzen.

Sunday, October 29, 2006

Autismus durch IVF?

Unfruchtbarkeit erhöht Autismus-Risiko: Paare mit Fruchtbarkeitsproblemen bekommen drei Mal so wahrscheinlich ein Kind mit ernsthaften Erkrankungen wie Autismus oder zerebraler Kinderlähmung. Das erhöhte Risiko ist laut Wissenschaftlern der University of California wahrscheinlich auf jene Gesundheitsprobleme zurückzuführen, die es für diese Paare schon ursprünglich schwierig gemacht haben, Eltern zu werden. Verfahren zur Behandlung der Unfruchtbarkeit wie die künstliche Befruchtung könnten ebenfalls mitverantwortlich sein. Die Ergebnisse der Studie, bei der 4.000 Frauen und ihre bis zu sechs Jahre alten Kinder untersucht wurden, sind auf einer Tagung der American Society for Reproductive Medicine der Öffentlichkeit präsentiert worden.



Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass das Gesamtrisiko dennoch relativ gering sei. Paare sollten über die möglichen Risiken informiert werden. Zusätzlich sei es ratsam, vor einer Fruchtbarkeitsbehandlung besonders auf die Gesundheit der werdenden Eltern zu achten. Die leitende Wissenschaftlerin Mary Croughan erklärte, dass Menschen mit Fruchtbarkeitsproblemen eher auch unter anderen Gesundheitsproblemen wie zum Beispiel Herzerkrankungen oder Diabetes litten. Zusätzlich seien die Risiken in der Schwangerschaft und bei der Geburt erhöht. 'Jene Ursachen, die eine Empfängnis erschwert haben, verursachen auch weiterhin Schwierigkeiten.' Vergleichbar damit sdass eine Mauer aus Ziegeln die Schwangerschaft verhindert habe. Die Behandlung ermöglicht das Überwinden dieser Mauer. Die Mauer selbst ist aber noch immer da und verursacht weiterhin Schwierigkeiten.

Das Team wies nach, dass die Risiken für Autismus, Entwicklungsverzögerung, zerebrale Kinderlähmung, epileptische Anfälle und Krebserkrankungen bei den Kindern jener 2.000 Frauen, die Schwierigkeiten hatten schwanger zu werden, 2,7 Mal höher waren. Bei Autismus alleine war das Risiko vier Mal so hoch. Gemäßigte Probleme in der Entwicklung wie das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität, Lernschwächen oder schwere Einschränkungen der Sehkraft oder des Hörvermögens traten ebenfalls um 40 Prozent häufiger auf. Stuart Lavery, ein Sprecher der British Fertility Society stellte die Stichhaltigkeit der präsentierten Ergebnisse laut BBC in Frage. Das große Spektrum der Fruchtbarkeitsprobleme und der erfolgten Behandlungsformen erschwere eine Einschätzung ganz entscheidend.

Via Paranews

Thursday, June 01, 2006

Single Embryo Transfer (SET) auch bei älteren Frauen erfolgreich

Der Erfolg einer künstlichen Befruchtung hängt von der Qualität des eingepflanzten Embryos ab, nicht vom Alter der Mutter.
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Finnische Mediziner haben in einer Studie erstmals nachgewiesen, dass Frauen zwischen 36 und 39 mit der so genannten SET-Methode (Single-Embryo-Transfer) durch eine künstliche Befruchtung ebenso erfolgreich schwanger werden wie jüngere Frauen.


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In skandinavischen Ländern gilt der Single-Embryo-Transfer für Frauen bis 35 als Standardmethode der In-vitro-Fertilisation. Das heißt, nach der Befruchtung im Labor pflanzen Ärzte der Frau nur einen einzigen Embryo ein. Sie wählen dafür den mit der besten Qualität und höchsten Chance für die Einnistung. Auf diese Weise erzielen sie eine hohe Erfolgsquote, ohne die Belastung einer Mehrlingsschwangerschaft. In Deutschland ist diese selektive Vorauswahl nach dem Embryonenschutzgesetz verboten. Hierzulande dürfen nur so viele befruchtete Eizellen über das Vorkernstadium hinaus kultiviert werden, wie auch tatsächlich in die Gebärmutter eingesetzt werden. Maximal sind das drei Embryonen.

Embryo-Qualität entscheidet über Erfolgsaussicht

Die Mediziner der finnischen Universität Oulu konnten in ihrer Studie nachweisen, dass die SET-Methode auch für ältere Frauen sicher und erfolgreich ist. Die Erfolgsquote entsprach mit 30 Prozent derjenigen jüngerer Frauen. Bisher war man davon ausgegangen, dass Frauen ab 35 bessere Chancen haben, Mutter zu werden, wenn man ihnen mehrere Embryos einpflanzt. Studienleiter Hannu Martikainen sagt: „Unsere Ergebnisse belegen, dass die Embryonen-Qualität das wichtigste Kriterium für eine erfolgreiche Schwangerschaft ist, nicht das Alter der künftigen Mutter.“ Er schränkt allerdings ein, dass die SET-Methode nicht für alle Frauen mit Babywunsch geeignet ist. „Bei jüngeren Frauen führen wir den Single-Embryo-Transfer in 60 Prozent der Fälle durch, bei älteren in 40 Prozent aller In-vitro-Befruchtungen. Dadurch haben wir die Rate der Mehrfachschwangerschaften auf zehn Prozent senken können.“

Hannu Martikainen erwartet, dass die SET-Befruchtung in den Ländern, in denen sie gestattet ist, in Zukunft auch häufiger für ältere Frauen mit Babywunsch angewandt wird. Er und sein Team wollen jetzt untersuchen, ob die Methode sich auch für Frauen über 40 eignet.

Die Studie erscheint in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Human Reproduction“.

Thursday, February 23, 2006

Epigenetik erklärt vermehrte Fehlbildungen

Etwa hunderttausend Kinder sind allein in Deutschland mittlerweile nach künstlicher Befruchtung (in-vitro Fertilisation, IVF) geboren worden – und die allermeisten von ihnen scheinen gesund zu sein. Doch in den letzten Jahren verdichteten sich die Hinweise, dass IVF-Kinder ein leicht erhöhtes Risiko haben, mit Fehlbildungen geboren zu werden. Schuld daran könnten die Nährlösungen sein, in denen die in-vitro gezeugten Embryonen ihre ersten Stunden verbringen. Sie könnten die so genannte epigenetische Programmierung der embryonalen Zellen stören.

Studien in den USA, England und Frankreich haben ergeben, dass IVF-Kinder drei- bis sechsmal häufiger am so genannten Beckwith-Wiedemann-Syndrom, einem Größenwuchsssyndrom, leiden als natürlich gezeugte. "In den USA werden etwa ein Prozent aller Kinder mit IVF gezeugt", sagt Bernhard Horsthemke von der Universität Essen, "aber man findet unter Beckwith-Wiedemann-Syndrom-Patienten drei Prozent, die mit IVF gezeugt wurden." Als dem Humangenetiker vor einigen Jahren auffiel, dass auch Kinder mit der geistig-körperlichen Angelman-Behinderung häufig künstlich befruchtet worden waren, hatte er zunächst eine umstrittene Befruchtungstechnik als Ursache im Verdacht, die so genannte ICSI-Methode: Wenn die Samenzellen des Mannes bewegungsunfähig sind, spritzen die Ärzte das Spermium direkt in die Eizelle.

Seit August 1998 untersuchte Horsthemke deshalb gemeinsam mit dem Mediziner Michael Ludwig vom Hamburger Endokrinologikum 2687 Schwangerschaften nach künstlicher Befruchtung sowie eine Kontrollgruppe natürlich gezeugter Schwangerschaften. Die Eltern wurden nach Schwangerschaftsverlauf, Risikofaktoren und erblichen Erkrankungen in der Familie befragt. Demnach litten ICSI-gezeugte Neugeborene häufiger an Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Nieren und der Geschlechtsorgane. Von den ICSI-Kindern waren rund neun Prozent fehlgebildet, während in der Kontrollgruppe mit natürlich gezeugten Kindern nur rund sieben Prozent vergleichbare Behinderungen aufwiesen. Ein gering, aber statistisch erkennbar erhöhtes Risiko. Außerdem waren ICSI-Kinder bei der Geburt durchschnittlich 200 Gramm leichter. Inzwischen wissen Horsthemke und Ludwig, dass laut Statistik nicht nur ICSI das Risiko erhöht, ein Kind mit Angelman-Syndrom zu bekommen. Schon Paare, die längere Zeit keine Kinder zeugen konnten, oder Hormonstimulationen, die die Fruchtbarkeit der Frau erhöhen sollen, scheinen einen ähnlichen Effekt zu haben. Anzeige


Eindeutig erklären können die Forscher ihre Ergebnisse bisher nicht. Aber Horsthemke hat Indizien: Die Nährlösungen, unter denen Ei- und Samenzelle in den Kulturschalen der Reproduktionskliniken aufbewahrt werden, scheinen chemische Markierungen auf den Genen zu beeinflussen, die das Ein- und Ausschalten der Gene regulieren. Zum einen sind das so genannte Methylgruppen, die an einen der DNA-Bausteine, das Cytosin, gehängt werden. Zum anderen werden die Proteine verändert, die die DNA verpacken, die Histone. All diese chemischen Markierungen werden mit den Genen vererbt, weshalb sie epigenetische Markierungen genannt werden. In Tierversuchen ist tatsächlich nachgewiesen worden, dass sich diese epigenetischen Muster unter künstlicher Befruchtung verändern können.

Richard Schultz von der Universität Pennsylvania untersuchte beispielsweise künstlich befruchtete Mausembryonen. Je nachdem, in welcher Nährlösung er die Embryonen aufbewahrte, änderten sich die Methyl-Muster und in Folge auch die Aktivitäten vieler Gene. Und zwar sowohl wenn er zu viel als auch zu wenig Methionin, das für die epigenetischen Methylmuster gebraucht wird, in die Nährlösung gab. Zwar unterschied sich ihre Embryonalentwicklung im Vergleich zu normal gezeugten Mäusen – ähnlich wie beim Menschen – kaum. Aber in Verhaltens- und Lerntests schnitten die Mäuse deutlich schlechter ab, deren epigenetische Muster durcheinander waren. Schultz fordert nun Studien, die die Gesundheit von IVF-Kindern "von der Wiege bis zur Bahre" überprüfen sollen.

Kein leichtes Unterfangen, denn da die milliardenschwere IVF-Industrie fast ausschließlich in privat organisierten Instituten stattfindet, gibt es kaum vergleichbare Daten. Nicht einmal die detaillierte Zusammensetzung der Nährlösungen, in denen die Embryonen und Keimzellen aufbewahrt werden, sind allgemein bekannt. Denn jede Klinik hütet Änderungen wie ein Geheimnis, weil damit verbesserte Befruchtungserfolge einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz sichern. Es ist also schwer, einen Zusammenhang herzustellen zum Beispiel zwischen der Menge von Methionin in der Nährlösung und bestimmten Fehlbildungen und Aborten. Dabei könnten solche Untersuchungen auch dazu führen, die IVF-Techniken zu verbessern und sicherer zu machen, denn bisher können die Mediziner nicht erklären, warum der eine Embryo sich prächtig entwickelt, während ein anderer nach ein paar Tagen abstirbt.

Und es geht auch nicht nur um so seltene Behinderungen wie das Prader-Willi- oder Angelman-Syndrom. In einer US-Studie an 42.000 per IVF gezeugten Kindern zeigte sich, dass die Kinder ein deutlich geringeres Geburtsgewicht als normal gezeugte Babys hatten. Mit allen Folgen, die ein geringes Geburtsgewicht auf die spätere Gesundheit haben kann. Australische Forscher bestätigten die US-Studie und fanden sogar eine doppelte Rate an Geburtsdefekten (Major Birth Defects). Eine niederländische Studie, die 4224 IVF-Kinder mit über 300000 normal gezeugten Kindern verglich, entdeckte eine gering, aber signifikant höhere Fehlbildungsrate der Neugeborenen, darunter auch Fehlbildungen im Herzkreislaufsystem. Wie stark der Einfluss der Verfahren der künstlichen Befruchtung auf die Entwicklung des Embryos ist, wird man jedoch erst wissen, wenn man es untersucht hat. Die Epigenetik hat noch viel Arbeit vor sich.
[Via: Heise.de]